Kommunale Unternehmen sind Unternehmen, die den Bürger*innen gehören. Ihr Auftrag ist die Daseinsvorsorge. Das heißt nicht, dass sie automatisch auch nachhaltig sind. Mithilfe der Gemeinwohl-Bilanz lassen sich die Verbesserungspotenziale entdecken, damit sie im besten Sinne Gemeinwohl-Unternehmen werden.
Noch vor einigen Jahren mussten wir den meisten Unternehmen erklären, weshalb es wichtig ist, sich ökologisch und ethisch auszurichten. Mittlerweile hat es jede*r verstanden: Es ist nicht nur ökologisch schädlich, sich von fossilen Energien abhängig zu machen, es ist auch wirtschaftlich riskant. Es nicht nur unmoralisch, mit Unternehmen und Staaten Geschäfte zu machen, die Werte wie Freiheit und Selbstbestimmung missachten, sondern es kann zum wirtschaftlichen Totalausfall führen. Noch mehr als privatwirtschaftliche Unternehmen stehen kommunale Betriebe in der Verantwortung, denn ihnen kommt als Unternehmen in der Hand der Bürger*innen eine Vorbildrolle als Taktgeber und Vorreiter zu.
Gemeinwohl-Bilanz als Analysetool
Die Gemeinwohl-Bilanz stellt bereits seit vielen Jahren genau die Fragen, die sich viele Unternehmen erst heute stellen. Sie bewertet anhand von 20 Themenfeldern: vom ökofairen Einkauf und der ethischen Finanzierung über die ökologischen Auswirkungen und den gesellschaftlichen Auftrag des Unternehmens bis hin zur Mitbestimmung der Mitarbeitenden und der Transparenz für die Kund*innen. Wie durch ein Brennglas erscheinen am Ende der Analyse die Zukunftsthemen und Potenziale, visualisierbar in einem Sterndiagramm: An den „Spitzen“ hat sich das Unternehmen bereits zukunftsfähig ausgerichtet, bei den „Dellen“ gibt es Raum für Verbesserungen, dort ist das Unternehmen noch weit vom Nachhaltigkeitsideal der Gemeinwohl-Bilanz entfernt.
Kommunale Unternehmen: ihre Potenziale
Bei den Verbesserungspotenzialen kommunaler Unternehmen können wir ein typisches Muster ausmachen:
- Die ökofaire Beschaffung steht noch ganz am Anfang. Meist wird nach Aspekten der Wirtschaftlichkeit eingekauft, ökologische und ethische Kriterien finden sich selten in den Ausschreibungstexten. Die Lieferketten sind intransparent und Lieferant*innen werden nicht entlang sozialer und ökologischer Standards überprüft.
- Die Partizipation von Mitarbeitenden bei strategischen Entscheidungen, wie der Besetzung von Führungspositionen, ist arbeitsrechtlich beziehungsweise statutarisch meist nicht möglich.
- Eine Dekarbonisierungsstrategie ist noch nicht vorhanden, meist fehlen die grundlegenden Informationen zu den ökologischen Auswirkungen des Unternehmens, wie eine Klimagas-Bilanz.
- Die Wünsche von Kund*innen werden meist nicht systematisch und regelmäßig erhoben.
… und ihre Stärken
Natürlich gibt es auch typisch positive Aspekte bei kommunalen Unternehmen, in denen sie der Privatwirtschaft sogar voraus sind:
- Als städtische Eigenbetriebe sind sie in der Hand der Bürger*innen und dienen diesen. Das heißt Wirkungsinteresse und Sinn stehen vor Profitinteresse.
- Die Unternehmensführung wird vom demokratisch gewählten Gemeinderat der Kommune bestimmt.
- Statt Gewinne auszuschütten, werden diese reinvestiert oder kommen der Gebührenstabilisierung zugute.
- Die Eigenbetriebe erfüllen die Kernbedürfnisse der Menschen, zum Beispiel nach Sicherheit, Gesundheit, Wohlbefinden oder Mobilität. Dadurch entsteht ein gesellschaftlicher Wert im Sinne der globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs).
Mit schnellen Schritten in die Zukunft
Für das Management sind vor allem die entdeckten Verbesserungspotenziale, also die „Dellen“ im Ergebnisdiagramm, interessant. Die noch nicht erreichten Idealbilder sollten als Ziele definiert und in die Managementstrategie integriert werden. Es hat sich bei den von uns betreuten kommunalen Unternehmen bewährt, zunächst nach den „Quick-Wins“ zu schauen: Wie einfach ist es, die eigenen Lieferketten zu beleuchten? Wie schnell können wir CO2 reduzieren? Wie viel Aufwand bedeutet es, eine Kund*innenbefragung durchzuführen? Die so definierten „schnellen Ziele“ können in den nächsten Jahren erreicht werden. Das erhöht die Motivation, am Ball zu bleiben und das Unternehmen Schritt für Schritt zukunftsfähig zu machen.
Ist das für Ihre Kommune interessant? Nehmen Sie Kontakt zu uns auf.
Lesen Sie auch Gemeinwohl-Bilanz in kommunalen Unternehmen (1): Vorbilder für Nachhaltigkeit.