Gemeinnützige Organisationen helfen benachteiligten Menschen oder der Natur. Doch wie viel trägt eine Organisation tatsächlich zu einer lebensfähigen und gerechten Welt bei, und wie kann sie das belegen? Auf dem Internationalen NPO-Forschungscolloquium zum Thema “Nonprofit-Organisationen und Nachhaltigkeit” unterbreiteten wir einen Vorschlag.
Wie ist die gesamte gesellschaftliche Wirkung einer gemeinnützigen Organisation? Der Blick der Forscher auf die Nachhaltigkeit von gemeinnützigen Organisationen fällt ernüchternd aus. Von vorbildlicher, ethisch-ökologischer Haltung scheinen die meisten von ihnen weit entfernt. Die Frage, wie eine Organisation gegenüber sämtlichen Berührungsgruppen handelt, ist für viele Verantwortliche noch ungewohnt, ja beängstigend. Dabei gilt: Wer ethisch handelt, hat nichts zu verbergen.
Wie lässt sich also gesellschaftlich verantwortungsvolles Wirtschaften auch bei gemeinnützigen Organisationen erreichen? Unser Vorschlag: Maßstab sollten nicht nur die unmittelbaren Bedürfnisse der Klienten sein, sondern die Bedürfnisse aller, mit denen die Organisation direkt oder indirekt in Berührung steht – Lieferanten und Mitarbeitende ebenso wie Geldgeber, die Natur und sogar Mitbewerber. Die zivilgesellschaftlich entwickelte Gemeinwohl-Bilanz beleuchtet genau diese Bedürfnisse und Erwartungen und kann Organisationen dabei helfen, diese systematisch mit dem eigenen Handeln abzugleichen.
Wilfried Knorr, Geschäftsführer der Herzogsägmühle in Oberbayern, hat sich mit seinen 1300 Mitarbeitenden auf den Weg gemacht, um genau dies zu tun. Damit gehört die diakonische Einrichtung, die Menschen mit Problemen, Krankheit oder Behinderung ein Zuhause bietet, zu den weltweit ersten gemeinnützigen Organisationen, die sich dem Bilanzierungsprozess nach den Prinzipien der Gemeinwohl-Ökonomie stellen.
Obwohl noch mittendrin, berichtet Knorr von ersten positiven Ergebnissen: Da nur fünf Prozent der Mitarbeitenden aus christlichen Motiven tätig seien, habe der Prozess nun für alle die Werte des Sozialunternehmens lebendig werden lassen. Das führe schon jetzt zu deutlich mehr Identifikation. Auch dass Mitarbeitende jährlich über vier Millionen Kilometer mit ihren Autos zur Arbeit zurücklegten war eine Erkenntnis aus dieser Betrachtung. Nun soll Car-Sharing helfen, den ökologischen Fußabdruck zu reduzieren. Eine weitere Anregung sei, bevorzugt regional statt nur preisorientiert einzukaufen.
Durch eine Gemeinwohl-Bilanz könnten gemeinnützige Organisationen also doch noch zu Vorbildern und Treibern gesellschaftlicher Gestaltung werden.
Bei Fragen zum Start eines solchen Prozesses und für eine Ersterhebung melden Sie sich gerne bei uns. Wir unterstützen Sie auf dem Weg.
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Ihr Ansprechpartner: Dr. Oliver Viest
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